Aus der Praxis: "Mehr als ein Team, eher eine kleine Familie"

Wie organisieren AÄA-Kunden ihre Praxis, wie digital ist ihr Berufsalltag und was würden sie ändern, wenn sie Gesundheitsminister/in wären? Diesmal fragen wir Fedra Hayeri-Vafakhah, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie in Düsseldorf.

 

Fedra Hayeri-Vafakhah, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, führt eine Privatpraxis in Düsseldorf. Sie legt großen Wert auf eine individuelle Medizin und wenn sie könnte, würde sie das gesamte Gesundheitssystem ändern. 

Was ist besonders an Ihrer Praxis? Machen Sie etwas anders – und vielleicht besser – als andere?
Ganz klar: ja. Wir legen hier sehr viel Wert auf Qualität, vermeiden Massenmedizin und sehen den Patienten als Ganzes. Wir nehmen uns die Zeit, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben in den meisten gesetzlichen Praxen fehlt. Was wir tun, ist maßgeschneidert, und es kommt von einem sehr herzlichen Team. Obwohl die Praxis erst seit knapp zwei Jahren besteht, zeigt sich schon jetzt, dass unser Konzept funktioniert.

Haben Sie eine Corporate Identity für Ihre Praxis, mit durchgängigem Design und einem Leitbild?
Ja, das beginnt schon mit unserem Namen „Avicenna“, ein berühmter persischer Arzt, der um das Jahr 1000 gelebt hat. Er hat die Grundsteine der modernen Medizin gelegt, seine Bücher gehörten jahrhundertelang zu den führenden medizinischen Lehrmaterialien. Seinen Namen tragen wir mit Stolz und haben ein daraus ein Logo geschaffen, bei dem wir in den Anfangsbuchstaben A ein EKG integriert haben. Wir haben auch viel Wert auf eine geschmackvolle Einrichtung und ein durchgehendes Farbkonzept gelegt. Unsere Patienten sollen sich in der Praxis wohlfühlen.

Wie ist Ihre Praxis organisiert und wo sehen Sie darin Vor- oder Nachteile?
Wir sind eine Einzelpraxis. Der Vorteil ist, dass ich alles genauso gestalten kann, wie ich es gerne möchte. Herausfordernd sind dabei Urlaubszeiten, in denen wir die Praxis komplett schließen. Manchmal gibt es auch medizinische Fragestellungen, bei denen ich mich gerne mit einer weiteren Kollegin oder einem Kollegen austauschen würde.

Wie wird Ihr Team zum „Dream-Team“?
Wir sind mehr als ein Team, eher eine kleine Familie, in der wir Hierarchien vermeiden. Natürlich bin ich die Chefin, aber unsere Zusammenarbeit ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Ich versuche, auch über das Berufliche hinaus, am Leben meiner Mitarbeiterinnen Anteil zu haben. Wir unternehmen viel gemeinsam, gehen zusammen essen. Dieser persönliche Umgang zeigt sich auch in unserem Verhältnis zu den Patienten.

Trifft Sie der Fachkräftemangel?
Auch wir haben den Fachkräftemangel schon bemerkt. Es ist sicherlich eine schwierige Aufgabe, heutzutage gutes medizinisches Personal zu finden.

Wer kümmert sich in Ihrer Praxis um die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)? 
Zwei meiner Kolleginnen übernehmen das Codieren der Behandlungen. Bevor wir die Rechnungen wegschicken, setzen wir uns für zwei oder drei Stunden zusammen, gehen alles gemeinsam durch, kontrollieren uns auch noch einmal gegenseitig. Dann ist das erledigt.

Die GOÄ stammt aus dem Jahre 1982, ihre Novellierung ist Dauerthema beim Ärztetag. Was ist für Sie am dringendsten reformbedürftig?
Reformbedürftig ist die Navigation durch die GOÄ. Es gibt keine klare Führung, welcher Code wofür verwendet werden kann. Manches steht für das eine, kann aber auch anderweitig genutzt werden, wenn es mit einem Freitext erläutert wird. Einige Krankenkassen akzeptieren das, andere nicht. Warum welche Kasse etwas akzeptiert oder nicht, ist nicht nachvollziehbar und führt im Zweifelsfall zu unnötigem Mehraufwand. Was fehlt, sind klare Definitionen der Behandlungen und klare Richtlinien für ihre Akzeptanz.

Wie viel Zeit entfällt bei Ihnen auf die Arbeit mit Patienten und wie viel auf „Bürokratie“?
Der Arztberuf bringt tatsächlich viel Verwaltung mit sich, eigentlich sind wir bessere Sekretäre. Bei mir ist das Verhältnis zwischen Medizin und Verwaltung 50 zu 50. Ein Teil davon ist sicherlich nötig, anderes liegt im System begründet. Wenn eine Impfung, die eine Sache von zwei Minuten ist, einen bürokratischen Aufwand von 30 Minuten nach sich zieht, dann läuft etwas falsch. 

Thema des Ärztetages 2019 war: „Wenn die Arbeit Ärzte krank macht“. Wie belastend ist die Arbeit?
Seitdem ich meine eigene Privatpraxis führe, finde ich meine Arbeit nicht belastend. Ich kann meine Zeit so einteilen, wie ich möchte. Das ist kein Vergleich zur Arbeit in der Klinik, wo ich manchmal 90 Stunden in der Woche gearbeitet habe. Das kann man Belastung nennen, heute ist das ganz anders.

Ihr Workaholic-Wert auf einer Skala von 1 bis 10?
Eine klare 10. Ich bin definitiv ein Arbeitstier, habe die Arbeit aber ganz bewusst reduziert. Ich habe mit der Zeit auch dazu dazugelernt.

Karteikarte oder Praxis-EDV? Wie digital ist Ihre Praxis?
Wir sind komplett digital. Wir haben eine digitale Patientenakte, die Datenübertragung und die Funktionsdiagnostik sind digital. Es ist eine papierlose Praxis.

Elektronische Gesundheitskarte, E-Rezept, Elektronische Patientenakte und Co. – Top oder Flop?
Ich bin klar dafür, weil ich mir davon erhoffe, dass durch eine zentrale Erfassung der Datenaustausch in Zukunft deutlich einfacher werden kann. Natürlich muss der Datenschutz berücksichtigt werden, aber grundsätzlich kommt ein modernes Gesundheitssystem an der Digitalisierung nicht vorbei. Der aktuelle Stand ist allerdings sehr entwicklungsbedürftig.

Was ließe sich von ihrer Arbeit „Tele“ organisieren? Wie stehen Sie zu Telemedizin und E-Health?
Davon halte ich nichts. Ich bin Ärztin aus Leidenschaft und muss den Patienten untersuchen können, um herauszufinden, wo beim Patienten das Problem ist. Alles andere ergibt für mich keinen Sinn.

Ihre Meinung zu Dr. Google: Sind auf diese Art und Weise „vorgebildete“ Patienten für Sie ein Fluch oder ein Segen?
Es gibt Fälle, bei denen ich denke: Gut, dass der Patient sich vorab informiert hat. Und dann gibt es Fälle, bei denen ich sehe, zu welcher Verwirrung das bei Patienten führen kann. Kurzum: Es kommt darauf an, wen man vor sich hat.

Gesundheitsminister für einen Tag. Welche (berufs-)politische Sache ärgert Sie? Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Was ich auf jeden Fall angehen würde, ist das Pflegepersonal. Die Situation in den Krankenhäusern und Praxen ist zum Teil furchtbar. Dann haben wir die hohen Patientenquoten, die Kassenärzte erfüllen müssen. Wer sich länger mit einem Patienten beschäftigen will, läuft Gefahr, die Zahlen nicht zu schaffen und die Zulassung zu verlieren. Das führt zu vollen Praxen und überfordertem medizinischen Personal. Das gesamte Gesundheitssystem müsste überarbeitet werden.

Halbgott in Weiß, Porschefahrer, Golfspieler – welches Vorurteil nervt am meisten?
Manchmal stimmen die Vorurteile, manchmal nicht. Schubladendenken ist generell eine der schlechtesten menschlichen Eigenschaften und hier wie sonst auch nicht angebracht.

Noch einmal auf Start – würden Sie alles noch mal genauso machen? 
An manchen langen Tagen im Krankenhaus habe ich gelegentlich bereut, Medizinerin geworden zu sein. Aber grundsätzlich bin ich sehr froh, Ärztin zu sein, weil ich vielen Menschen helfen und oft sogar das Leben retten kann.

Können Sie AÄA empfehlen? 
Aber ja, das Unternehmen kann ich wirklich empfehlen. Ich habe das AÄA-Team auf einer Messe kennengelernt, damals sofort meine Entscheidung für AÄA getroffen und das noch keine Sekunde bereut. Mein Ansprechpartner ist eine solche Seele von Mensch – korrekt, kompetent, freundlich und engagiert – einfach einer zum Gernhaben. Der Kontakt mit AÄA ist unkompliziert und die Ansprechpartner fachlich hervorragend und immer verfügbar.
 


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