Aus der Praxis: „Wir tragen keine Krawatten, sondern Micky-Maus-T-Shirts.“

Wie organisieren AÄA-Kunden ihre Praxis, wie digital ist ihr Berufsalltag und was würden sie ändern, wenn sie Gesundheitsminister/in wären? In unserer Interview-Reihe fragen wir nach. Diesmal: Kinderarzt Dr. Özgür Dogan aus Stuttgart.

 

Der niedergelassene Kinderarzt Dr. Özgür Dogan aus Stuttgart nutzt viele digitale Hilfsmittel, achtet auf eine gute Work-Life-Balance für sich und sein Team und liebt es, sein eigener Chef zu sein. 
 

Herr Dr. Dogan, was ist an Ihrer Praxis besonders, was unterscheidet sie von der „Konkurrenz“?
Wir sind papierlos und sehr fortgeschritten, was das Digitale angeht. Alles, was es auszufüllen gibt, beispielsweise die Datenschutzerklärung, machen wir und unsere Patientinnen und Patienten mit dem iPad. Wir haben Apple-Rechner, mit denen die Arbeit Spaß macht, und bieten auch Online-Termine, Rezeptbestellung und Videosprechstunde an.  

Haben Sie für Ihre Praxis eine Corporate Identity geschaffen, mit Corporate Design und einem Leitbild?
Meine Frau hat zwar ein schönes Logo für unsere Praxis entwickelt, aber wir sind nicht komplett durchdesignt, auf dem Kugelschreiber oder Ähnlichem findet sich das Logo nicht. Wir sind ansonsten auch komplett werbefrei in unserer Praxis. Ein Leitbild haben wir allerdings, das wir auch auf der Webseite der Praxis öffentlich gemacht haben. Dort halten wir beispielsweise fest, dass wir frei von Alternativmedizin und ganz klar für Impfungen sind. Das hatten wir vor Corona schon geschrieben und diese Vorarbeit hat uns in der Pandemie glücklicherweise viele Diskussionen erspart.

Wie ist Ihre Praxis organisiert und wo sehen Sie darin Vor- bzw. Nachteile?
Ich betreibe eine Einzelpraxis. Das heißt, als Arzt bin ich zwar alleine, habe allerdings tolles Personal, darunter ehemalige Kinderkrankenschwestern, eine Neo-Intensivschwester, eine Schwester vom Notfallteam. Inmitten von so viel medizinischer Kompetenz und Erfahrung fühle ich mich ehrlich gesagt gar nicht allein. Dennoch plane ich mittelfristig, die Praxis mit der eines Kollegen zusammenzulegen, um Probleme auf mehrere Schultern zu verteilen und insgesamt schneller und flexibler zu sein.

Wie wird Ihr Team zum „Dream-Team“? 
Ich gebe alles ab, was man nur abgeben kann. Dadurch tragen alle viel Verantwortung und können sich einbringen. Wir haben dieses Jahr 13 Wochen Urlaub im Jahr, in der Woche arbeiten wir drei halbe Tage.  Die Arbeit ist sehr intensiv, aber dafür haben wir auch viel Freizeit. Wir machen wöchentliche Teammeetings, unternehmen regelmäßig Teambuilding-Aktivitäten, zuletzt eine gemeinsame Lama-Tour. Medizinische Arbeit ist Teamarbeit.

Trifft Sie der Fachkräftemangel?
Ich bilde derzeit noch nicht aus, da mein Vorgänger es nicht getan hat und mir im Moment die Kapazität fehlt, diesen Bereich aufzubauen. Ansonsten hatte ich durch gute Kontakte ins Krankenhaus das Glück, dass sehr erfahrene Mitarbeiterinnen zu mir gewechselt sind. Insofern stellt sich bei mir das Problem nicht. 

Wer kümmert sich in Ihrer Praxis um die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)?
Das Team tippt die Ziffern über den Tag ein, ich vergebe abends Rechnungsnummern und schaue noch einmal darüber – auch bei den Privatpatienten – ob alles korrekt ist. Danach ist das bei mir aus dem Kopf. Da bei uns der Anspruch existiert, dass das für mich alles so vorbereitet sein muss, läuft es stressfrei. Dass alles schon digital ist, hilft ebenfalls. Ich muss mich nur noch an den Rechner setzen und ein paar Mal klicken. 

Bleiben wir bei der GOÄ: Was ist für Sie dabei am dringendsten reformbedürftig, was ist das größte Ärgernis?
Ich habe vor drei Jahren die Praxis und damit ein funktionierendes System übernommen. Das klappt bisher prima und ich habe noch gar nichts gefunden, worüber ich mich beschweren müsste. Ich akzeptiere es, wie es ist, und habe zurzeit wirklich keine Verbesserungsvorschläge.

Die AÄA-Webinare haben das Motto „Mehr Zeit, Arzt zu sein“ bzw. „Damit Sie Zeit haben, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“. Wie viel Zeit entfällt bei Ihnen auf die Arbeit mit Patientinnen und Patienten und wie viel auf „Bürokratie“?
Ich muss mich selbst sehr wenig mit Bürokratie beschäftigen, da mir bei meinen Behandlungen immer jemand assistiert und alles digital vorbereitet. Am Abend überfliege ich noch einmal die wichtigsten Dinge, berichtige hier und da und verabschiede mich dann zu meiner Familie. Wenn ich noch mehr Arbeit investieren würde, könnte ich ein paar Euro mehr herausholen, aber mir ist meine Freizeit und die Zeit mit meiner Familie wichtiger. Das Verhältnis von der Arbeit mit Patienten zur Bürokratie schätze ich auf etwa 90:10.

Thema des Ärztetages 2019 war „Wenn die Arbeit Ärzte krank macht“. Wie belastend ist die Arbeit?
Wenn mein Team vollzählig ist, finde ich die Arbeit überhaupt nicht belastend. Aktuell haben wir drei Vollzeit- und drei Teilzeitkräfte. Somit bin ich gut aufgestellt, so dass auch mal einer ausfallen darf. Fehlen mehrere, muss ich das kompensieren. Das kann stressig sein.

Ihr Workaholic-Wert auf einer Skala von 1 bis 10?
Ich bin eine gute 6. Ich bin sehr freizeitorientiert, mache grundsätzlich alles für meine Familie und versuche, nicht für die Arbeit zu leben, obwohl sie mir großen Spaß macht.

Karteikarte oder Praxis-EDV? Wie digital ist Ihre Praxis? 
Meine Praxis ist weitgehend digital.

Elektronische Gesundheitskarte, E-Rezept, Elektronische Patientenakte und Co. – Top oder Flop? 
Obwohl ich uns sehr digital finde, bin ich bei diesen Themen hintendran. Ich habe vor einiger Zeit alles vieles ausprobiert, beispielsweise elektronische Rezepte. Es steckte aber alles noch in den Kinderschuhen und hat nicht richtig funktioniert. Seitdem beschäftige ich mich nicht mehr damit. Ich habe viel für die Digitalisierung getan, aber damals gab es keine Apotheke, die mitgemacht hat. Ich arbeite jetzt so wie wahrscheinlich die meisten anderen Ärzte: Wir führen alles so lange auf Papier fort, bis es heißt: Jetzt geht es nicht mehr anders.

Was ließe sich von Ihrer Arbeit „Tele“ organisieren? Wie stehen Sie zu Telemedizin und E-Health? 
Wir bieten Termine, Rezepte und auch die Sprechstunde online an. Die Videosprechstunde gab es schon vor der Pandemie, als ich noch halb Angestellter in der Klinik und halb in der Praxis war. In der eigenen Praxis nutzen wir die Videosprechstunde vor allem, um Patientenkontakt ohne Infektionsrisiko zu ermöglichen. Ich war schon immer überzeugt davon, dass sich mit der Videosprechstunde viele unnötige Besuche von Patienten vermeiden lassen, denn ich kann über Video gut entscheiden, ob der Patient zu Hause bleiben kann oder zu mir in die Praxis kommen muss..

Ihre Meinung zu Dr. Google: Sind auf diese Art und Weise „vorgebildete“ Patientinnen und Patienten ein Fluch oder ein Segen? 
Finde ich gut - es ist schön, wenn Patienten sich selbst vorbereiten. Auch wir Ärzte googeln, wenn es Unklarheiten gibt, nur können wir die Fundstellen besser einordnen. Die Patienten sollen ruhig mitreden. Ich rücke dann manche Vorstellungen wieder gerade, das ist völlig in Ordnung und gehört heutzutage dazu. In nicht-medizinischen Bereichen würde ich es genauso machen.

Gesundheitsminister für einen Tag: Welche (berufs-)politische Sache ärgert Sie? Wo sehen Sie Handlungsbedarf? 
Den Schuh würde ich mir nie anziehen wollen. Jedes Mal, wenn mich etwas geärgert hat, was vom Gesundheitsministerium ausging, kam ich zu dem Schluss, dass ich es auch nicht besser könnte.

Halbgott in Weiß, Porschefahrer, Golfspieler – welches Vorurteil nervt am meisten? 
Ich kenne diese Vorurteile gar nicht. Die meisten Patienten sind respektvoll und oft dankbar. Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient erlebe ich als fair. Ich fahre auch nicht Porsche, sondern Smart und wüsste nicht einmal, wo ich Golfspielen gehen könnte, wenn ich denn wollte. Als Kinderarzt spielt man in einer anderen Liga. Wir tragen keine Krawatten, sondern Micky Maus auf dem T-Shirt.

Noch einmal auf Start – würden Sie alles noch mal genauso machen? 
Ich sehe keine Alternative dazu, Kinderarzt und mein eigener Chef in meiner eigenen Praxis zu sein.

Warum können Sie AÄA empfehlen?  
Man bekommt eine tolle Beratung, wenn man danach fragt. Ich habe den Vorteil gehabt, dass ich die Leute persönlich kennenlernen konnte durch den Kinderärztlichen Notdienst . Außerdem: Als ich die Praxis übernommen habe, hatte ich einen Vergleich mit anderen Dienstleistern angestellt und war erstaunt, dass AÄA deutlich günstiger war als die anderen.

 



Die "Online-Sprechstunde" von AÄA vermittelt wertvolles Expertenwissen rund um die Privatabrechnung nach GOÄ. Jedes Live-Webinar ist speziell für eine Facharztrichtung konzipiert. 

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