Praxismarketing für Existenzgründer – von der Idee zur eigenen Marke

Im neuen Teil unserer Rubrik "Digitale Praxis" sprechen wir über unterschiedliche Marketingmaßnahmen bei einer Praxisgründung und wie Sie erfolgreich den Überblick behalten.

Ein Traum wird wahr: die eigene Praxis! Diese Entscheidung bringt viel Stolz und Freude mit sich – ist aber auch mit viel Planung und Arbeit verbunden. Egal ob Praxisführung, -einrichtung oder Arbeitsabläufe: Endlich können Sie die Praxis nach eigenen Vorstellungen gestalten und selbst Regie führen. Eine einzigartige Idee von der Praxis ist die Basis für jede erfolgreiche Existenzgründung, doch alleine die Fachkompetenz und die Idee reichen nicht aus. Bereits vor der Gründung ist es wichtig, sich Gedanken um das Praxismarketing zu machen, denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, haben doch viele Entscheidungen letztendlich mit Marketing und der „Marke“ ihrer Praxis zu tun.

Zu Beginn einer Gründung ist das vorhandene Marketing-Budget meist nicht riesig, aber bei bestimmten Marketingaktivitäten sollte nicht gespart werden. Genau wie Investition in das richtige Equipment, Mobiliar und in die IT sollten Sie auch das Praxismarketing als Investition in die Zukunft einer erfolgreichen Praxis sehen. Denn wie sollen neue Patienten von Ihrer Fachkompetenz und Praxis erfahren?

Praxisneugründung oder Praxisübernahme – der kleine aber feine Unterschied

Zunächst wird zwischen Praxisneugründung und -übernahme unterschieden. Bei der Übernahme einer bestehenden Praxis kann nicht nur auf einen vorhandenen Patientenstamm zurückgegriffen werden, sondern auch auf das Marketing. Die Erfahrungen des Vorgängers sollten auf jeden Fall genutzt werden, auch wenn Sie einen anderen Weg einschlagen möchten. Fragen Sie nach, welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden und welche davon erfolgreich waren und welche nicht. 

Bei einer Neugründung fangen Sie zunächst bei null an. Die Praxis ist in der Region noch nicht bekannt und muss sich zunächst erst etablieren. Das Praxismarketing unterscheidet sich demnach. Bei der Übernahme muss das neue Praxiskonzept kommuniziert werden, bei der Neugründung das es die Praxis überhaupt gibt. Doch egal ob Praxisneugründung oder -übernahme, ob neue oder übernommene Patienten: Sie müssen sich unter Beweis stellen und mit Ihrer Praxis überzeugen!

Die ersten Schritte VOR der Eröffnung

Bereits die ersten Gedanken zum Praxiskonzept haben etwas mit der Praxismarke zu tun. Soll beispielsweise die Atmosphäre im Eingangsbereich clean, modern und hell sein? Oder eher warm und gemütlich? Diese Elemente sollten sich in Ihrem Corporate Design widerspiegeln, damit alles aus einem Guss ist und Ihre Praxis ein Wiedererkennungswert hat. Praxisausstattung, Logo, Farbwelt, Visitenkarte, Homepage etc. müssen ein einheitliches Erscheinungsbild ergeben. Ist die Praxis beispielsweise in Weiß gehalten, clean und modern, dann sollte die Homepage nicht verspielt und bunt sein. Sie, Ihr Team und die Praxis sind eine Einheit, die Vertrauen ausdrücken muss. Widersprüche in der visuellen Erscheinung irritieren und verunsichern den Patienten. 

Der Praxisname ist das Aushängeschild und der zentrale Punkt im Marketing: Logo, Telefonbuch, Beschilderung, Briefbogen, im Internet oder bei Weiterempfehlungen – es ist immer der Praxisname, mit dem die Patienten zunächst in Kontakt kommen. Er sollte deshalb aussagekräftig, einfach auszusprechen und zu schreiben sein, damit er Aufmerksamkeit erregt und leicht zu merken ist. Der Name ist gefunden? Dann die Verfügbarkeit der Domain am besten direkt prüfen, damit es hier später keine böse Überraschung gibt.

Bevor Marketingaktivitäten aktiv angegangen werden, sollte die Zielgruppe zunächst definiert werden. Wie möchte ich mich als Praxis positionieren? Wer ist der Patient, den meine Praxis ansprechen soll? Eher junge, moderne oder ältere, traditionsbewusste Patienten? Wo ist dieser Patient anzutreffen und medial unterwegs? In Cafés, auf Social Media oder eher in Vereinen? So können Werbemaßnahmen nicht nur am richtigen Ort platziert werden, sondern auch mit dem richtigen Inhalt. Bieten Sie beispielweise eine ausführliche Reise- und Impfberatung an, um junge Patienten anzusprechen, die gerne in fremde Länder verreisen. 

Der Name sowie das Corporate Design stehen, die Zielgruppe ist festgelegt, dann kann es in die Umsetzung der Marketingmaßnahmen gehen. Immer mehr Patienten nutzen das Internet, um nach einer geeigneten Arztpraxis zu suchen. Dabei vergleichen sie die Bewertungen auf unterschiedlichen Portalen und lesen sich die Erfahrungsberichte anderer Patienten durch. Bereits jeder dritte Patient gibt an, über den Onlineauftritt auf seinen Arzt aufmerksam geworden zu sein – die Tendenz ist steigend. Die Onlinepräsenz ist heutzutage enorm wichtig zur Gewinnung von Patienten und stellt ein wunderbares Werkzeug zur Patientenkommunikation dar. Bereits einige Wochen vor der Eröffnung sollte eine einfache Praxishomepage stehen. Das hat zwei Gründe: Patienten, die gerade auf der Suche nach einem neuen Arzt sind, können Ihre Praxis bereits finden und schon im Vorfeld einen Termin für die ersten Wochen nach Eröffnung vereinbaren. Zum anderen haben Suchmaschinen somit Zeit, die Praxishomepage zu indizieren und sie ist damit online schneller auffindbar. 

Informationen und Bewertungen zu Ihrer Praxis wird es Online früher oder später geben. Deshalb ist es ratsam, das Praxisprofil lieber frühzeitig in die eigenen Hand zu nehmen und aktiv zu pflegen. Google ist die wichtigste Suchmaschine, deshalb sollte besonders dort ein Profil mit korrekten Angaben veröffentlicht werden. Legen Sie sich dazu mit wenigen Klicks ein Google Business Konto an und hinterlegen dort Ihre Praxisdaten (Anschrift, Öffnungszeiten, Telefonnummer), damit Patienten schnell und unkompliziert zu Ihnen finden. Auch Profile bei Bewertungsportalen wie jameda sind empfehlenswert. Sie haben eine bestehende Praxis übernommen und es besteht schon ein Google Business Account für die Praxis? Lassen Sie sich von Ihrem Vorgänger die Zugangsdaten geben, um Änderungen wie Öffnungszeiten vorzunehmen. 

Ob zusätzlich Social Media Aktivtäten wie Facebook oder Instagram sinnvoll für das Praxismarketing sind, hängt vor allem von der Zielgruppe ab, die Sie ansprechen möchten und wie viel Zeit Sie darin investieren möchten. Soll eine junge Zielgruppe angesprochen werden, die sich viel in Social Media bewegt und haben Sie Spaß am regelmäßigen Posten neuer Beiträge, bietet es einen wunderbaren Einstieg, um die Praxis bekannter zu machen und Patienten für sich zu begeistern. Bereits die Aufbau- und Umbauphase kann genutzt werden, um die Neugierde der Leute zu wecken. Besonders auf dem Land möchten die Menschen wissen, was in ihrer Nachbarschaft passiert und kleine Einblicke helfen dabei, bereits vor der Eröffnung eine Bindung aufzubauen. Potenzielle Patienten lernen Sie ein wenig kennen und Vertrauen wird geschaffen. Auch die Vorstellung des Leistungsspektrums oder des Teams, medizinische Aufklärungsarbeit oder Stellenanzeigen können optimal für Social Media genutzt werden.
 

Die ersten Schritte NACH der Eröffnung

Ihre eigene Praxis ist Eröffnet – Gratulation! Die ersten Wochen sind wie im Flug vergangen und so langsam kehrt Routine ein. Nutzen Sie die erste „Verschnaufpause“, um reflektiert auf Ihre bisherigen Marketingmaßnahmen zu schauen. Eine objektive Meinung ist hierbei gefragt. Am besten erkunden Sie sich aktiv bei Ihren Patienten, wie sie auf die Praxis aufmerksam wurden oder ob sie die Praxis gut gefunden haben? Eventuell muss das Praxisschild präsenter aufgehängt werden, damit die Laufkundschaft Ihre Praxis besser wahrnimmt. 

Mit den ersten Behandlungen kommen auch die ersten zufriedenen Patienten. Und das hat für die Praxis großes Potenzial, denn ehrliche Weiterempfehlungen sind die wertvollste Werbung. Bitten Sie Ihre Patienten aktiv um Empfehlungen – egal ob mündlich an Freunde und Familie oder über eine Online-Bewertung. Jegliche Form ist eine Unterstützung. Kommunizieren Sie das offen gegenüber Ihrer Patienten und Sie werden sehen, dass der Bitte gerne nachgegangen wird, denn jeder hat einmal angefangen und benötigt zu Beginn eine kleine „Starthilfe“. 

Um den Bekanntheitsgrad der Praxis zu erhöhen, können auch Anzeigen in der Regionalzeitung ein geeignetes Instrument sein. Bieten Sie z. B. einen „Tag der offenen Praxis“ an und laden hierzu die Presse ein. Eine schöne Werbung für Ihre Praxis!

Bei einer Praxisneugründung gibt es viel zu Beachten und allein die unterschiedlichen Marketingmaßnahmen können auf den ersten Blick überfordernd wirken. Denken Sie jedoch daran, dass jede kleine Aktivität besser ist, als keine. Und das schöne ist, dass Marketing nicht teuer sein muss. Durch Kreativität und die Einzigartigkeit Ihrer Praxis überzeugen Sie Neupatienten von sich – und durch Ihr professionelles, medizinisches Können werden Neupatienten dann zu langjährigen Bestandspatienten.