Die Medizin entwickelt sich ständig weiter. Für Ärzte gilt deshalb: Wer sein Wissen auf dem aktuellen Stand halten will, muss sich fortbilden. Die Fortbildungspflicht legt fest, dass jeder Arzt in einem Zyklus von fünf Jahren mindestens 250 CME-Punkte sammeln und der zuständigen Landesärztekammer nachweisen muss. Die Abkürzung „CME“ steht für „Continuing Medical Education“. Laut der Bundesärztekammer dient die Fortbildung „dem Erhalt und der kontinuierlichen Weiterentwicklung der beruflichen Kompetenz zur Gewährleistung einer hochwertigen Patientenversorgung und Sicherung der Qualität ärztlicher Berufsausübung.“
Fünf Jahre scheinen ein langer Zeitraum zu sein, doch kann der Erwerb der benötigten CME-Punkte im Praxisalltag wegen eines hohen Arbeitspensums und fehlender Zeit herausfordernd sein. Bereits die Recherche stellt eine erste große Hürde dar. Denn die entsprechende Fortbildung muss zeitlich in den eigenen Alltag integrierbar sein und gleichzeitig relevante Inhalte vermitteln.
Welche unterschiedlichen Fortbildungsmöglichkeiten, Informationsplattformen und Formate gibt es und wie lässt sich eine passende Fortbildung einfach und schnell finden?
Fortbildungsmöglichkeiten und Anzahl der CME-Punkte
Die Bundesärztekammer hat anerkannte Fortbildungsmöglichkeiten in zehn Kategorien eingeteilt. Grundsätzlich entspricht eine Fortbildungszeit von 45 Minuten einem CME-Punkt. Jedoch gibt es für die jeweiligen Kategorien Einschränkungen oder Ergänzungen, die es zu beachten gilt:
Kategorie | Bewertung | Besonderheit |
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A: Vortrag und Diskussion | 1 Punkt pro 45-minütiger Fortbildungseinheit | 1 Zusatzpunkt bei dokumentierter Lernerfolgskontrolle pro Fortbildungsmaßnahme |
B: Mehrtägige Kongresse im In- und Ausland, welche nicht von anderen Kategorien erfasst werden | 6 Punkte pro Tag bzw. 3 Punkte pro ½ Tag | |
C: Fortbildung mit vorgesehener Beteiligung jedes einzelnen Teilnehmers (z. B. Arbeitsgruppen / Qualitätszirkel / Workshops) | 1 Punkt pro 45-minütiger Fortbildungseinheit | 1 Zusatzpunkt pro Maßnahme bis zu 4 Stunden (höchstens 2 Zusatzpunkte pro Tag) 1 weiterer Zusatzpunkt bei dokumentierter Lernerfolgskontrolle |
D: Interaktive Fortbildung über Print- und Online-Medien mit Lernerfolgskontrolle | 1 Punkt pro 45-minütiger Fortbildungseinheit bei bestandener Lernkontrolle | |
E: Selbststudium durch Fachliteratur und Lehrmittel | Max. 50 Punkte für fünf Jahreszyklus | |
F: Wissenschaftliche Veröffentlichungen und Vorträge | Autorentätigkeit: 5 Punkte pro Veröffentlichung Ansonsten: 1 Punkt pro Beitrag Max. 50 Punkte für fünf Jahre werden anerkannt | |
G: Hospitationen | 1 Punkt pro Stunde, höchstens 8 Punkte pro Tag | |
H: Curricular vermittelte Inhalte (z. B. Zusatzstudiengänge / Weiterbildungskurse) | 1 Punkt pro 45-minütiger Fortbildungseinheit | |
I: Tutoriell unterstützte Online-Fortbildungsmaßnahmen mit anschließender Lernerfolgskontrolle | 1 Punkt pro 45-minütiger Fortbildungseinheit | 1 Zusatzpunkt pro Einheit bei Erfüllung der qualitätssteigernden Kriterien eLearning der Bundesärztekammer |
K: Blended-Learning-Fortbildungsmaßnahmen (Kombination aus tutoriell unterstützten Online-Lernmodulen und Präsenzveranstaltungen) | 1 Punkt pro 45-minütiger Fortbildungseinheit | 1 Zusatzpunkt pro Einheit bei Erfüllung der qualitätssteigernden Kriterien eLearning der Bundesärztekammer |
Welches Format passt am besten?
Es gibt unzählige Fortbildungsangebote von unterschiedlichsten Anbietern. Welche Fortbildung sinnvoll ist, hängt vor allem von den eigenen Erwartungen ab. Schließlich geht es nicht darum, ganz schnell möglichst viele CME-Punkte zu sammeln, sondern um das Erlangen von neuem Wissen für den Praxisalltag – und mit welchem Format dies am besten gelingt, ist sehr individuell.
Ob Selbststudium, Vortrag oder interaktive Veranstaltung: Prüfen Sie, in welcher Form der Wissenstransfer stattfindet und ob diese Methode Ihren Erwartungen und Wünschen entspricht. Natürlich spielt auch der Referent eine entscheidende Rolle: Ist er auf seinem Gebiet ein Experte und kann er die Inhalte didaktisch gut vermitteln? Ist Ihnen der Erfahrungsaustausch mit Kollegen wichtig, muss das gewählte Format die Vernetzung unter den Teilnehmern ermöglichen.
Bei Präsenzveranstaltungen ist der persönliche Austausch und die direkte Interaktion mit Kollegen garantiert. So können Erfahrungswerte und unterschiedliche Herangehensweisen ausgetauscht werden, was nicht selten einen Mehrwert zum eigentlichen Lehrinhalt der Fortbildung bietet. Die direkte Beantwortung offener Fragen hat zusätzliche Vorteile. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Eventcharakter und die Auszeit vom Alltag, die eine Präsenzveranstaltung mit sich bringt, wenn sie in anderen Städten oder besonderen Locations stattfindet. Wenn Fortbildungen im Team besucht werden, können sie zudem das Gemeinschaftsgefühl stärken.
Vor allem durch die Pandemie sind Online-Fortbildungen stärker in den Fokus gerückt und das Angebot hat stark zugenommen. Sie lassen sich deutlich leichter in den Praxis- bzw. Familienalltag integrieren. Da für Veranstalter wie für Teilnehmer viel Organisationsaufwand wegfällt, sind digitale Formate kostengünstiger als Vor-Ort-Veranstaltungen. Laptop aufklappen, anmelden und die Fortbildung kann beginnen! Auch aktuellere Themen können ohne lange Vorlaufzeit schnell umgesetzt werden.
Online-Fortbildungen können sowohl live als auch aufgezeichnet und „on-demand“ abrufbar sein. Der aufgezeichnete Kurs kann zeitlich flexibel absolviert werden. Einzelne Abschnitte lassen sich im Nachgang nochmals abrufen. So kann das Lerntempo selbst bestimmt werden.
Die digitale Live-Veranstaltung ist weniger flexibel, da die Fortbildung zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfindet. Jedoch bietet ein Live-Event die Möglichkeit zur Interaktion mit Referenten und Teilnehmern durch Fragerunden und Diskussionen.
Mittlerweile finden Kongresse und Fortbildungen immer häufiger in einer hybriden Form statt – also einer Mischung aus Präsenzveranstaltung und Online-Event. Referenten und Teilnehmer sind teilweise vor Ort und teilweise digital zugeschaltet – je nach individueller Präferenz.
Informationsplattformen für Fortbildungen
Die Ärztekammern der einzelnen Bundesländer informieren auf ihren Websites über aktuelle Fortbildungsmaßnahmen (Präsenz oder digital). In der kostenlosen FoBi-App, welche die Ärztekammern zur Verfügung stellen, kann der eigene CME-Punktestand abgerufen und bundesweit nach Fortbildungen gesucht werden.
Auch die jeweiligen ärztlichen Berufsverbände und Gesellschaften führen häufig eigene Veranstaltungskalender, in denen Fortbildungen der jeweiligen Fachrichtung enthalten sind - z.B. die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie oder der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte.
Zudem gibt es zahlreiche Informations- und Fortbildungsplattformen, die Veranstaltungen übersichtlich auflisten. Eine Auswahl:
univiva.de: Ob spezifisches Thema, Fachgebiet, Referent oder Veranstalter – bei univiva kann mit dem passenden Schlagwort nach der passenden Fortbildung gesucht und nach Kategorien wie Kongress, Webinar oder Workshop gefiltert werden. Tipp: Auch die „Online-Sprechstunden“ von AÄA sind auf univiva hinterlegt.
Amboss: Bei der Wissensplattform AMBOSS gibt es eine große Auswahl an zertifizierten Online-Fortbildungen. Die erworbenen Punkte werden automatisch auf das persönliche BÄK-Fortbildungskonto gutgeschrieben. Ärzte können die Plattform zunächst für 5 Tage kostenlos testen. Danach gibt es einen monatlich kündbaren kostenpflichtigen Tarif.
Coliquio: Über das Ärzte-Netzwerk coliquio finden Mediziner digitale Live-Events zu aktuellen medizinischen Themen. Viele der kostenlosen Veranstaltungen sind als CME-Fortbildung zertifiziert. Im Vorfeld können die Teilnehmer Fragen einstellen, die während der interaktiven Veranstaltung beantwortet werden. Die Registrierung ist kostenlos.